Corona und die Folgen – Interview mit Birgit Hoffmann von dk-ferien

Corona und die Folgen – das Jahr 2020 stellt die Welt vor ganz besondere Herausforderungen. Medizinisch, wirtschaftlich, emotional. Die Tourismus-Branche ist da keine Ausnahme. Birgit Hoffmann ist Inhaberin der Agentur dk-ferien, sie vermittelt Ferienhäuser in Dänemark und Deutschland. Im Interview schildert sie, wie ihre kleine Firma die vergangenen Monate erlebt hat.

Corona und die Anfänge

Du bist Inhaberin der Ferienhausvermittlung dk-ferien. Wie viele Häuser hat die Agentur in der Vermittlung und wie viele Mitarbeiter hast du?

Birgit Hoffmann: Wir vermitteln mit 10 Mitarbeitern insgesamt gut 800 Häuser in Dänemark und Deutschland.

Dänemark im Herbst oder Winter – Foto: Marc Najera on Unsplash
Ferienhäuser in Dänemark – Foto: Marc Najera on Unsplash

Wie hat sich die Situation für dich und deine Mitarbeiter in den letzten Monaten entwickelt?

Birgit Hoffmann: Anfangs dachte ich noch, Corona wäre keine Bedrohung für uns, weil die Menschen ja nach Dänemark nicht fliegen und wir uns im Norden sicher fühlten. Zunächst liefen auch die Buchungen für Ferienhäuser normal weiter. Allerdings veränderte es sich schon, insofern wer noch buchte. Einige Menschen waren verständlicherweise bereits vorsichtig geworden.

Die Schließung der Grenzen kam dann sehr kurzfristig und somit überraschend. Donnerstag wurde verkündet, dass in der Nacht zu Samstag die Grenzen schließen sollten. Und niemand ahnte, wie sich die Situation entwickeln würde.

Was bedeutete das für euch?

Birgit Hoffmann: Auf uns kamen ungeahnte Probleme zu, da die Situation auch für uns komplett neu war. Plötzlich standen wir vor der Herausforderung von länderabhängigen Gesetzen. Als Vermittler steht uns schließlich auch keine Entscheidungsbefugnis zu. 

Wir versuchen, zu vermitteln und die Kommunikation positiv zu gestalten. Aber an einigen Stellen waren uns die Hände gebunden.

Die Grenzschließung und die Folgen für Birgit Hoffmann

Wie ging es für dk-ferien weiter, als das Geschäft komplett zum erliegen kam?

Birgit Hoffmann: Für mich persönlich war es wirklich eine sehr schwierige Situation. Meine Mitarbeiter standen mir aber zu 150 % zur Seite und versuchten, gemeinsam mit mir, die Lage zu überblicken. Ein Vollzeit- und eine Teilzeitkraft aus der Buchhaltungs arbeiteten gefühlt rund um die Uhr (im Homeoffice). Eine Auszubildende nahm sich der Kunden-Anfragen an, so gut dies möglich war.

Ich hatte direkt Mitte März Kurzarbeit angemeldet. Schließlich hatten wir von von jetzt auf gleich keine Einnahmen mehr. Hinzu kam, dass wir bereits eingenommenes Geld zurückzahlen mussten.

Also habe ich die Mitarbeiter nach Hause geschickt und sie haben ein reduziertes Gehalt bekommen, welches dann von der Agentur für Arbeit erstattet wurde. 

Website von dk-ferien
Die Website von dk-ferien

Wie lief die Kommunikation mit den Kunden unter diesen Umständen?

Birgit Hoffmann: Die Kunden haben natürlich geschrieben, und auch angerufen und leider auch manchmal aus Frustration die Fassung verloren. Die eine Mitarbeiterin, die ich dafür noch einsetzen konnte, musste teilweise wirklich einiges ertragen. Jede Buchung ist ein Einzelfall und erfordert bei uns Kommunikation mit beiden Seiten. Dem Kunden und dem Vermieter.

Es geht bergauf!

Inzwischen ist es zum Glück wieder möglich, nach Dänemark zu reisen …

Birgit Hoffmann: Ja, seit Anfang Juni sind alle Mitarbeiter wieder voll im Einsatz und wir haben viele Buchungen, arbeiten aber immer noch die coronabedingten Absagen ab. Jetzt haben wir sogar eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die sich vor allem darum kümmert, die Anfragen der Kunden am Telefon entgegenzunehmen und entsprechend persönlich auf sie einzugehen.

Viele Kunden haben viel Geduld bewiesen und uns die Zeit gegeben, die wir benötigten, um alle Vorgänge zu klären. Dafür sind wir auch sehr dankbar. Bei Umbuchungen muss es im Grunde auch dasselbe Haus sein, wie in der Erstbuchung, weil der Vertrag an das Haus gebunden ist. Die Vermieter haben aber teilweise schon an Dänen vermietet. Dadurch gestaltete es sich häufig kompliziert.

Habe ich in diesem Jahr überhaupt noch eine Chance, ein Haus in Dänemark zu bekommen?

Birgit Hoffmann: Die Nachfrage ist stark gestiegen. Dänemark ist ausgebuchter als es in den letzten Jahren der Fall war. Es kann aber immer mal wieder ein Haus frei werden, weil die Besitzer anstelle ihres eigenen Urlaubs im Ferienhaus sich dazu entscheiden, doch noch an einem anderen Ziel (zum Beispiel in Deutschland oder Spanien) Urlaub zu buchen. Es lohnt sich also, immer mal wieder auf unserer Homepage vorbeizuschauen.

Optimistischer Blick nach vorn

Ribe, Dänemark – Foto: Pixabay
Ribe, Dänemark – Foto: Pixabay

Wenn ich jetzt ein Ferienhaus in Deutschland oder Dänemark buche, was muss ich dann beachten?

Birgit Hoffmann: Teilweise sind die Preise stark gestiegen, bei kleineren Vermietern und Agenturen wie uns ist dies nicht der Fall. Wir sind mit den Besitzern in engem Kontakt. Auch der Ablauf ist bei uns super unkompliziert. Unsere Kunden fahren direkt zum Ferienhaus und müssen ihre Schlüssel nicht an einem zweiten Ort abholen.

Bei großen Häusern gibt es Service-Mitarbeiter, die sich um die Kunden kümmern und ihnen alles zeigen. Bei uns gibt es nicht nur die Wochenenden als Anreisetage, sondern auch flexible Tage, dadurch entzerrt sich der Verkehr und die Wartezeit an der Grenze.

Wie schätzt du die Gefahr ein, dass sich die Situation wiederholt? Seid ihr darauf jetzt anders vorbereitet?

Birgit Hoffmann: In Dänemark ist vieles deutlich großzügiger geregelt. Die Schulen sind seit Ostern geöffnet, es gibt keine Maskenpflicht, Veranstaltungen werden entspannter geregelt und trotzdem sind die Zahlen eigentlich parallel zu den Zahlen in Deutschland gesunken. Gewisse HotSpots darf man nicht besuchen, aber ansonsten ist die Gefahr, dass die Zahlen wieder steigen, gering. Und sollte es doch wieder zu einer neuen Welle kommen, können wir natürlich auch von den guten Erfahrungen mit unseren kulanten Vermietern profitieren und sind schneller in der Abwicklung, weil wir schon wissen, wie es funktioniert. Wir verlieren unsere positive Einstellung hierzu jedoch nicht.

Ich danke dir für das persönliche Interview und für deine offenen Worte.

Birgit Hoffmann (l.) im Gespräch mit Nicole Stroschein. Das Bild entstand vor Corona
Birgit Hoffmann (l.) im Gespräch mit Nicole Stroschein. Das Bild entstand vor Corona

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