Die Margeritenroute mit dem Fahrrad bereisen? Für mich keine Selbstverständlichkeit. Ich fuhr lange lieber bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Auto. Wenn man in der Stadt lebt, dann ist allerdings die zweite Variante irgendwann ziemlich müßig… Zu viel Verkehr, zu wenig Parkplätze. Und sich ständig mit vielen anderen, abgehetzten Leuten in Bus und Bahn zu stapeln, macht auf lange Sicht auch keinen Spaß.
Auf zur Margeritenroute!
Also entschloss ich mich eines Tages, doch einfach den guten alten Drahtesel zu bemühen. Was als Pflicht begann, wurde sich schließlich zur Kür: ich fuhr immer weiter auch außerhalb des Stadtgebietes, hinaus in die Natur. Irgendwann merkte ich wie viel Freude mir das Fahrradfahren inzwischen schon bereitete.
Daher schickte ich mein klappriges Herrenrad irgendwann in den Ruhestand und legte mir ein ordentliches Mountainbike zu, mit auch längere Strecken gut zu bewältigen sind. Nach und nach folgten dann auch die ersten Fahrradurlaube – durch die Berge und den Schwarzwald zum Beispiel. Und als ich einen Bericht über „Margeritenroute“ in Dänemark las, war mein nächstes Urlaubsziel klar.
Schwungvoll zu den Hotspots
Dänemark habe ich schon immer sehr gerne zum Urlauben besucht. Dann aber eher als typischer Sonnenanbeter am Strand. Doch die „margueritruten“, so der dänische Name, wollte ich unbedingt sehen! Auf über 3.500 Kilometern Länge führt sie zu etwa 1.000 kleineren und größeren Sehenswürdigkeiten des Königreichs. Die Route selbst ist auf jeden Fall die längste Attraktion des Landes.
Vor über 25 Jahren wurde die Route anlässlich des 50. Geburtstages von Königin Margrethe II. initiiert. Sie sollte Touristen den Weg zu all den großartigen Sehenswürdigkeiten des Landes weisen. Ursprünglich mittels PKW, aber schon bald wurde die Margeritenroute von vielen begeisterten Fahrradurlaubern genutzt. Sie führt entlang alter Wikingerrelikte, historischer Architektur und ländlicher Idylle. Meistens radelt man hierbei auf Nebenstraßen, sodass es keine Verkehrsprobleme gibt.
Vier Reifen und zwei dazu? Eine gute Kombination!
Durch die wahrlich imposante Streckenlänge von 3.500 Kilometern entschloss ich mich, die „margueritruten“ nicht auf einmal zu erkunden. Abgesehen von meiner mangelnden Kondition, wollte ich mir einfach auch genügend Zeit nehmen, alles ganz bewusst zu erkunden. Für meine erste Rundtour hatte ich mir grob die Region Südjütland ausgesucht. Hier konnte mich bei der Planung ziemlich frei auf der Landkarte bewegen; schließlich hält die Margerite gleich 14 Routen parat, die sowohl parallel als auch nacheinander verlaufen.
Ich wollte außerdem teilweise mit dem Auto reisen. Das entspricht zwar nicht der traditionellen Vorgehensweise, wenn von einem richtigen Fahrradurlauber die Rede ist, aber ich reiste allein und da erschien mir das Auto schon als gewisse Sicherheit.
Im Vorfelde guckte ich mir nur ein paar Eckpunkte aus, die ich auf jeden Fall abradeln wollte, der Rest ließe sich gewiss spontan entscheiden.
Spaß am Strampeln ist Pflicht
Nur wenige Wochen später startete ich meine Tour nach Dänemark. Ich war voller Vorfreude, aber auch sehr gespannt, ob ich meine selbstgesteckten Ziele tatsächlich schaffen würde. Direkt hinter der Grenze hatte ich die Qual der Wahl: sollte ich auf die Ostseeseite fahren oder doch lieber erst die Nordsee besuchen? Da das Wetter in Dänemark ja eh immer Glückssache ist, war ich mehr als dankbar über den blauen Himmel und den Sonnenschein und schlug den Weg Richtung Tønder – also Richtung Nordsee – ein.
Tønder kannte ich bereits aus einigen Urlauben zuvor, grüßte die niedliche Stadt im Vorbeifahren und machte die erste Station in der Nähe der „Trøjborg Slotsruin“. Von hier aus wollte ich mit meinem Fahrrad losstarten und mir dabei direkt die Schlossruine angucken. Nach dem ersten Sightseeing-Punkt auf meiner Liste ging es dann richtig los: für heute hatte ich mir Ribe ausgesucht. Ein ziemlich sportliches Ziel gleich am ersten Tag, aber noch war ich schließlich ausgeruht. Auch wenn ich ziemlich schnell merken sollte, dass Dänemark gar nicht so platt ist wie immer behauptet wird…
Der Weg bis nach Ribe war herrlich abwechslungsreich. Schnell merkte ich, wie gut mir die salzige Luft tat und mein Tritt wurde immer runder. Ich erreichte Ribe gut gelaunt und sah mir direkt die imposante Domkirche an. Die Kopfsteinpflasterstraßen und reizenden Fachwerkhäuser hatten es mir auch sofort angetan und beim Bummeln vergaß ich glatt die Zeit. Frisch gestärkt nach einem kleinen Snack im Imbiss machte ich mich entspannt auf den Rückweg und war dann tatsächlich doch froh, als ich meinen Wagen in der Abenddämmerung auf dem Parkplatz stehen sah.
Vergangenheit zum Durchfahren
In den nächsten Tagen steuerte ich mit dem Wagen diverse Stationen an, setzte ich mich auf mein Bike und erfreute mich an allerlei interessanten Dingen. Das galt besonders für die Insel Alsen und das wirklich bezaubernde Städtchen Sønderborg. In diesem Gebiet ist sehr viel deutsch-dänische Geschichte geschrieben worden. Natürlich fuhr ich auch zum „Dybbøl Banke Historiecenter“, um mir ein Stück dieser bewegten Geschichte live ansehen zu können.
Dort bekam ich den Tipp, unbedingt auch die Halbinsel Djursland und vor allem den Nationalpark Mols Bjerge mit meinem Fahrrad zu besuchen. Gesagt, getan – schon am nächsten Tag machte ich mich mit dem Wagen auf den Weg. Ich radelte nicht nur durch eine unfassbar tolle Natur, sondern sah mir in Ebeltoft auch die „Fregatte Jylland“ an und genoss in Grenaa die maritime Atmosphäre im großen Hafengebiet.
Leider nützte aber alles nichts, mein Urlaub neigte sich dem Ende zu… Und so packte ich schließlich mein Mountainbike schweren Herzens wieder in den Kofferraum. Und fuhr mit einer ordentlichen Portion Wehmut aber auch tollen Eindrücken im Gepäck gen Heimat.
Die Margerite – Liebe auch auf den zweiten Blick
Nachdem ich den Muskelkater der ersten Radtour verdaut hatte, plante ich umgehend die nächste Route. Das Radeln in Dänemark hatte es mir angetan. Dieses Mal entschied ich mich für einen Inselbesuch. Auch dieses Mal hielt ich es hierbei recht flexibel, mein Auto wollte ich aber definitiv wieder dabeihaben.
Auch bei dieser Tour hatte ich Glück mit dem Wetter, nur ein kleiner Schauer überraschte mich auf meiner Tour auf Fünen. Aber selbst bei schlechtem Wetter verzaubert „Dänemarks grüner Garten“, wie die Märcheninsel auch genannt wird. Hier bestaunte ich so manchen Dolmen, wie die großen Steingräber heißen, u. a. den bei Dreslette. Ich schaute im „Wikingermuseum Ladby“ vorbei und war erstaunt über das Erscheinungsbild von Odense, das sich modern und doch auch altertümlich präsentiert.
Hier übernachtete ich dann auch mal in einem Hotel. Schließlich machte ich mich schließlich mit dem Auto über die Storebæltbrücke auf den Weg zu Dänemarks größter Ostseeinsel. Zuvor machte ich aber noch rasch einen Abstecher nach Møn, der Lieblingsinsel von Günter Grass. Hier radelte ich zu den beeindruckenden Kreidefelsen, die fast 130 Meter hoch sind. Die historischen Großsteingräber wie der „Sømarkedyssen“ aus der Jungsteinzeit sind aber nicht minder beeindruckend.
Auf Seeland finden Radfahrer optimale Bedingungen. Nicht umsonst wurde Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen mehrfach zur fahrradfreundlichsten Stadt Europas gewählt. Hier kann man zudem Kultur, Kunst und kunterbuntes Lebensgefühl genießen. Einen besseren Abschluss für meine zweite Tour auf der Margeritenroute hätte ich mir echt nicht vorstellen können.
Was habe ich mitgenommen?
Das Radeln auf der Margeritenroute ist wirklich ein fantastisches Erlebnis, Ich kann es jedem begeisterten Fahrradurlauber wärmstens empfehlen. Neben all der Natur, den friedlichen Dörfern, interessanten Sehenswürdigkeiten und auch modernen Städten lernt man Land und Leute kennen. Und obwohl mein Dänisch recht sparsam ist, so hatte ich bei meinen zahlreichen Rasten tolle und lustige Gespräche und bekam außerdem noch den ein oder anderen Insidertipp.
Aber ich kam auch immer wieder mit anderen Fahrradurlaubern in Kontakt. Manche Strecken fuhr ich einfach mit anderen Radlern mit, hielt mit ihnen Rast und machte es mir mit ihnen beim Essen gemütlich. So ein gemeinsames Erlebnis verbindet sofort und mit so einigen dieser Radurlauber pflege ich auch Zuhause noch Kontakt.
Für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich schon sehr bald meine nächste Tour auf der Margueritruten angehen werde. Ich bin beinahe schon süchtig nach der frischen Luft, der teilweise unberührten Natur und diesem entspannten Lebensgefühl. Für mich ist es absolust klar, warum die Dänen auch in diesem Jahr wieder zu den glücklichsten Menschen der Welt gekürt wurden. Ob ich das nächste Mal dann die Region um den Limfjord beradele oder noch höher in den Norden gehe – die Margerite wird mir mit Sicherheit den richtigen Weg weisen.
Zum Autor: Ich bin Henrik R., ein inzwischen passionierter Radurlauber, der in zahlreichen Urlauben sein Herz definitiv an Dänemark verloren hat. Auf meinem Mountainbike habe ich schon ganz unterschiedliche Regionen durchfahren und dabei das Land und seine Leute absolut liebgewonnen.
Was für eine tolle Idee! Wir fahren im Mai nach Dänemark und haben uns ein schönes Haus über ferienhaus-danemark gemietet. Wir werden wohl nun keine riesige Tour auf Rädern machen aber nach deiner tollen Inspiration auf jeden Fall unsere Räder mitnehmen und die ein oder andere Tour wagen, um dann abends völlig ausgepowert in unserer Sauna zu entspannen. Das wird großartig! 🙂
Lilly
Hej Lilly,
wie schön, dass ihr Dänemark auch mit dem Rad erkunden wollt! Dieses tolle Land auf diese Weise zu erleben, hat seinen ganz speziellen Reiz und manches kann man so am besten auf sich wirken lassen – zum Beispiel die Landschaft und auch teilweise fast wie versteckt wirkende Überbleibsel alter Zeiten (nicht nur aus der Wikingerzeit). Viel Spaß dabei! 🙂