Grenen – wo die Meere sich treffen

Jeder, der schon in Nordjütland Urlaub gemacht hat, wird diesen einzigartigen Ort wahrscheinlich bereits einmal besucht haben. Und selbst wenn man persönlich noch nicht so hoch in den Norden Dänemarks gereist ist, hat ein jeder bestimmt schon mal davon gehört. Grenen, zu Deutsch „der Zweig“, ist eine Touristenattraktion der besonderen Art.

Wo Nordsee und Ostsee aufeinander treffen

Grenen ist der jüngste Abschnitt der Landzunge Skagens Odde und mit seinen knapp 30 Kilometern Gesamtlänge eine der größten Landzungen der Welt. Dünen, Sand und eine karge Vegetation prägen das Landschaftsbild. Hier an der nördlichen Spitze Dänemarks treffen der wilde Skagerrak (Nordsee) und das ruhigere Kattegat (Ostsee) aufeinander.

Bei genügend Wellengang kann man das spektakuläre Schauspiel beobachten, wie die Wellen der jeweiligen Meere gegeneinanderschlagen. Durch den unterschiedlichen Salzgehalt und die Dichte der beiden Meere vermischt sich das Wasser nicht direkt. Wer das Glück hat, eine Drohne zu besitzen, kann dieses Schauspiel auch hervorragend aus der Vogelperspektive beobachten. Da durch den Wellengang aber eine starke Strömung entsteht, ist das Baden hier im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlich und somit zur eigenen Sicherheit verboten. Bis zu den Knöcheln kann man allerdings in das kühle Nass hineinsteigen und das einmalige Gefühl erleben, wie es ist, mit jeweils einem Bein in einem anderen Meer zu stehen.

Die unendliche Entwicklung des Zweiges

Grenen, so wie man es heute bestaunen kann, hat nicht immer so existiert. In den letzten Jahrhunderten hat sich die Spitze Dänemarks reichlich verändert und tut es nach wie vor. Durch die letzte Eiszeit vor ca. 9.000 Jahren entstand diese einzigartige landschaftliche Erscheinung. Bewegungen des Eises formten die Landschaft nachhaltig und brachten zudem einige Veränderungen mit sich. Die Kräfte des Meeres und die starken Stürme, die besonders in der kalten Jahreszeit beobachtet werden können, verändern die Landschaft zusätzlich auch heute noch. So haben sich seit der Eiszeit ca. 350 km² Landmasse angesammelt, die eben heute als Skagens Odde (Landzunge) bekannt ist. Wenn man sich einmal die Abbildung anschaut, kann die Entwicklung über die letzten Jahrtausende verfolgt werden. Denn ganz zu Anfang war die Basislinie der Landzunge auf einer gedachten Linie zwischen Hirthals und Frederikshavn zu finden.

Von Sand und Geröll

Das Material für das weitere Wachstum stammt unter anderem von Erosionen der Klippen von Hirtshals und aus der Umgebung etwas weiter südlich. Die Menge an Sand und Geröll ist dabei beträchtlich. Es wird angenommen, dass ca. 1,5 Millionen m³ jährlich an Skagens Grenen vorbeitransportiert werden. Davon lagern sich ca. ein Drittel der Masse am Nordstrand ab, während der Rest weiter zum Riff transportiert wird, welches heute ca. 4 Kilometer lang ist, und sich schließlich dort ablagert. Dies ermöglicht ein Wachstum der Spitze von ca. 8 bis 10 Metern pro Jahr. Im Jahre 2001 waren es bedingt durch spezielle Umstände sogar knappe 100 Meter. Sandverwehungen tun ihr übriges dabei und kreieren die Landschaft, wie man sie heute kennt.

Anhand der Abbildung ist zu erkennen, wie Grenen sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt hat.
Die Abbildung zeigt, wie sehr die Landmasse auf Grenen in den letzten Jahrtausenden gewachsen ist. – Grafik: © dk-ferien

Ein Sandwurm als Transportmittel

Die Innenstadt von Skagen liegt ungefähr 3 Kilometer von der Spitze entfernt. Wen es nach der Erkundung des Ortes mit seinen gelb getünchten Häuschen samt roten Ziegeldächern, niedlichen Gassen und gemütlichen Cafés raus in die nördlichste Landschaft des Landes zieht, muss also keinen langen Weg auf sich nehmen. Aber aufgepasst: die Spitze der Landzunge ist nicht gleichzeitig der nördlichste Punkt des Landes. Dieser befindet sich etwas weiter nordwestlich am Nordstrand der Landzunge.

Wer übrigens etwas weniger abenteuerlustig ist und diese Strecke nicht zu Fuß erkunden möchte, hat von März bis Oktober die Möglichkeit, sich direkt bis zur Spitze chauffieren zu lassen. Der sogenannte „Sandorm“, zu Deutsch „Sandwurm“, ein Traktor mit Anhänger, fährt täglich mehrmals vom Parkplatz bis hin zur Spitze. Was heutzutage als Touristenattraktion gilt, hatte Ende der 1940er Jahre eine völlig andere Funktion. Am Ende des Krieges wurden Steine benötigt, um neue Häuser bauen zu können und diese wurden mit Hilfe des Traktors samt Anhänger von der Spitze bis hin in die Stadt transportiert.

Grenens langer Strand ist für den "Sandorm" als Transportmittel genau richtig.
Der lange Strand auf Grenen ist für den „Sandorm“ genau der richtige Platz. – Foto: © Annika Toth

Grenens herrliche Tierwelt in allen Elementen

Grenen ist nicht nur ein beliebter Platz für Millionen von Menschen, sondern auch ein richtiges Paradies für Tiere und Pflanzen. Wenn man zum Beispiel den Blick nach oben schweifen lässt, wird man feststellen, dass es hier so einige Vogelarten in den Lüften zu erleben gibt. Um genauer zu sein, 320 verschiedene Arten. Grenen ist also ideal zum Beobachten von Vögeln geeignet, denn Dänemark liegt auf der Hauptroute von diversen Zugvögeln, da sie es vorziehen, über Land zu fliegen. Und Grenen ist damit sozusagen der letzte „Pit-Stop“ bevor es über das offene Meer weiter Richtung Norden geht. Außerdem gibt es hier allerhand Raubvögel zu sehen, wie zum Beispiel den Wanderfalken, Sperber oder auch Mäusebussarde; viel Wissenswertes dazu vermittelt zum Beispiel auch der Adler-Nationalpark „Eagleworld“ .

Seehunde und Wale

Wer sich mehr für größere Wildtiere interessiert, kann besonders viel Glück haben und niedliche kleine Seehunde am Strand beobachten, während sie sich einfach ausruhen und die warmen Sonnenstrahlen auf dem Pelz genießen. Aber Vorsicht! Bitte immer genügend Abstand zu den Kleinen halten, sonst wird es schnell gefährlich für Mensch und Tier. Oftmals werden auch Wale, wie zum Beispiel der Zwergwal, vor Grenen gesichtet. Wahrscheinlicher ist es allerdings, die kleinen Schweinswale vor der Küste zu beobachten, die mit viel Freude dem reichen Nahrungsangebot an der Spitze Dänemarks hinterherjagen.

Robben und auch Vögel benutzen Grenen als Rastplatz oder Zwischenstopp.
An Dänemarks Nordspitze fühlen sich auch die Tiere sehr wohl. – Foto: © Annika Toth

Fazit:

Wie man sieht, ist auf Grenen für jeden etwas dabei. Von der gemütlichen Fahrt mit dem Sandorm bis zum teilweise stürmischen Naturschauspiel an Dänemarks nördlichstem Abschnitt. Als Tipp: wer schon vorher eine leckere Stärkung genießen oder sich nach einem langen Spaziergang mit einem Kaffee oder einer heißen Schokolade aufwärmen möchte, kann dies wunderbar am kleinen Imbiss auf dem Parkplatz tun.

annika_toth_autorenfoto_202Zur Autorin: Mit der Liebe zu Tieren fing alles an. Nun lebt und arbeitet die Meeresbiologin Annika Toth aus Dortmund, geb. 1991, in Dänemark.

3 Kommentare

  1. Sehr schön geschrieben, liebe Annika. Und sehr informativ. Man merkt, dass du voll in deiner neuen Heimar angekommen bist. Ich freue mich.

  2. Das sieht schon wirklich super aus! Bisher war ich nur viel in den Bergen in der Schweiz, meistens in Zermatt oder Umgebung, weil es mir dort sehr gut gefällt. Allerdings möchte ich bald mal wieder ans Meer und liebäugle schon lange mit Dänemark. Super Blog auf jeden Fall! Nächsten Monat wollte ich wieder eine Ferienwohnung buchen, mal sehen ob es dann dieses Mal ans Meer geht 🙂

  3. Mir wurde erzählt, dass man dort (und auf Läszö) Taschenkrebse beobachten kann. Das wäre für mich ein grund dort mal hinzufahren.

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